9d

Bibel und Wein

Lebensfreude klingt durch, wenn in der Bibel vom Wein oder Weinberg die Rede ist – und es wird auch tiefgründig und nachdenklich. Wohl deshalb hat für Juden und Christen der Wein eine zentrale Bedeutung bei ihren religiösen Feiern.

Die Bibel erzählt

Weintraube auf historischem Stein in Kapernaum am See Genezareth

Weintraube auf historischem Stein in Kapernaum am See Genezareth

Ein guter Wein weckt die Freude am Leben, wird in der Bibel immer wieder betont. Beim Hochzeitsfest in dem Ort Kana rettet Jesus die Feier, indem er Wasser in Wein verwandelt (Joh 2). Und der Prophet Jesaja stellt als große Hoffnungsvision ein Festmahl vor Augen, bei dem Gott alle Völker zusammenbringt mit bestem Essen und reinem Wein (Jes 25,6). Psalm 104 preist den Schöpfer für den „Wein, der das Herz des Menschen erfreut“ (Ps.104,15).

 

Doch auch als Medikament tut der Wein gute Dienste. Jesus erzählt vom barmherzigen Samariter, der die Wunden des Verletzten mit Wein pflegt (Lk 10,34), und Paulus rät seinem Freund Timotheus zu einem Schluck Wein „um des Magens willen und weil du oft krank bist“ (1.Tim 5,23).

 

Ehrlich benannt wird aber auch, dass zu viel Wein dem Leben nicht gut tut: von Kopfweh ist die Rede und von Streiterei (JesSir 31,29) bis dahin, dass Noah sich vor Trunkenheit nicht mehr angemessen bedecken kann (1.Mose 9,20ff.).

Tiefgründige Bedeutung

Blick  auf die Weinberge am Fuße des Wartbergs, Lage Sülmerried

Blick auf die Weinberge am Fuße des Wartbergs, Lage Sülmerried

Von den alltäglichen Mühen im Weinberg erzählt Jesus in einem Gleichnis (Mt.20). Doch der Weinberg steht in der Bibel auch als Bild für die Gemeinschaft der Menschen. In einem Lied singt der Prophet Jesaja davon, wie Gott mit großer Liebe seinen Weinberg, sein Volk Israel, pflegt – und dann bitter enttäuscht ist, wenn die Früchte ausbleiben (Jes 5,1ff.). Tiefgründig vergleicht Jesus den Weinstock im Weinberg mit sich selbst – und uns Menschen mit den Reben. Nur die innere Verbindung zu ihm als Weinstock ermöglicht es uns, die rechten Früchte im Leben zu bringen (Joh 15,5).

 

Dem Wein kommt dann auch eine Schlüsselrolle bei den religiösen Feiern der Juden und Christen zu. Ein Segensspruch über dem Becher Wein (Kiddusch) eröffnet und beschließt nicht nur den Sabbat als wöchentlichen Ruhetag, sondern steht auch am Anfang der Sederfeier am Passafest. Die christliche Abendmahls-/Eucharistiefeier knüpft daran an. Doch Jesus hat den Spruch über dem Kelch mit Wein inhaltlich verändert und mit der Zusage verbunden, selbst gegenwärtig zu sein in Wein (und Brot) und die Menschen hineinzunehmen in Gottes Bewegung von Leid und Tod zum neuen Leben.

Kirche und Wengerter in Heilbronn

Fenster von Charles Crodel in der Kilianskirche Heilbronn

Fenster von Charles Crodel in der Kilianskirche Heilbronn

Es gibt so manchen Brückenschlag zwischen Weinbau und Kirche in Heilbronn. Denn einige der Heilbronner Wengerter sind ihrer Kirchengemeinde tatkräftig verbunden, manche sogar als Kirchengemeinderat oder -rätin. Ein breites Konzert der Heilbronner Kirchenglocken erklingt zur Eröffnung der Hauptlese und lädt ein zum Bittgebet um eine gute Ernte oder zum Dankgebet für die Traubenfülle an den Reben. Im gleichen Sinne beginnt auch das Weinlesefest am Wartberg mit einem ökumenischen Gottesdienst. Und schließlich bringt Charles Crodel den Weinbau mitten in die Kilianskirche mit seinem eindrücklichen Fenster zu Jesu Spruch „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“.