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Weinbau und Politik

Zahlreiche profilierte Vertreter des Heilbronner Weinbaus haben sowohl in der Landespolitik wie auch im Weinbauverband Württemberg und dessen Vorgängerorganisationen aktiv gewirkt.

Weingärtner-Familie Haag

Familie Haag bei der Weinernte (Fotosammlung Stadtarchiv Heilbronn/Aufnahme: nicht bekannt)

Familie Haag bei der Weinernte (Fotosammlung Stadtarchiv Heilbronn/Aufnahme: nicht bekannt)

Einmalig in der deutschen Parlamentsgeschichte ist die Heilbronner Weingärtner-Familie Haag. Vier Generationen wirkten als Abgeordnete in deutschen Reichs- und Landesparlamenten. Großvater Martin Haag vertrat die Deutsche Volkspartei im Reichstag (1893–1898). Vater Wilhelm Haag war im Landtag (1912–1920) und von 1920 bis 1924 im Reichstag. Sohn Heinrich folgte 1924 bis 1934 in den Reichstag. Enkel Otto Haag war FDP-/DVP-Abgeordneter in Baden- Württembergs Landtag (1956–1960).

 

Otto Haag war zudem auch in der Verbandspolitik aktiv. Von 1955 bis 1964 war er Präsident des Weinbauverbandes Württemberg-Baden und bis 1972 Präsident von dessen Nachfolgeorganisation Weinbauverband Württemberg e.V..

Der tausendjährige Wengerter

Fritz Ullrich (Foto:Heilbronner Stimme/Hermann Eisenmenger)

Fritz Ulrich (Foto:Heilbronner Stimme/Hermann Eisenmenger)

Dies gibt es nur in Heilbronn: den „Tausendjährigen Wengerter“. Der Politiker und NS-Gegner Fritz Ulrich gab sich nach 1945 ironisch diesen Beinamen, weil er das „Tausendjährige Reich“ Adolf Hitlers als Wengerter hier in der „Ried“ überlebt hatte. Sein „ Besen“ war Treffpunkt für viele NS-Gegner. Der frühere Chefredakteur des „Neckar-Echos“ und SPD-Landtags- und Reichstagsabgeordnete arbeitete nach 1945 als Landesinnenminister am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland mit.

Schwarzriesling-Schneider

Hermann Schneider (Fotosammlung Stadtarchiv Heilbronn)

Hermann Schneider (Fotosammlung Stadtarchiv Heilbronn)

Eine herausragende Persönlichkeit der Nachkriegszeit war Hermann Schneider. Der volkstümlich „Schwarzriesling-Schneider“ genannte Wengerter und Rebenzüchter entdeckte in einem Weinberg am Wartberg eine ungewöhnliche Schwarzriesling-Mutation, die in der Weinbauschule Weinsberg zur beliebten Sorte Samtrot entwickelt wurde.

Schneider war jahrelang Mitglied des Landtags und gründete 1947 mit Heilbronner Weingärtnern den Weinbauverein Württemberg-Baden, zu dessen erstem Präsidenten er gewählt wurde und nach der Umbenennung zum Weinbauverband Württemberg- Baden auch bis 1955 blieb.